Beurteilung der Kotkonsitenz     (SKIDMORE, 1990)


aus Herd Health and Production Management in Dairy Practice (S.250), Wageningen 1997
   
(Übersetzung: Dr. S. Nagel, Landeskontrollverband M-V)
   


Bewertung 1

    Sehr flüssiger Kot, Konsistenz wie Erbsensuppe. Krankheiten ausgeschlossen, deutet
    das eventuell auf zuviel abbaubares Protein oder abbaubare Stärke in der Ration hin.
    Überschüssiges Protein wird verdaut und der Harnstoff wird nicht nur über den Harn
    ausgeschieden, sondern auch in den hinteren Darmabschnitt recycled. Der
    Harnstoffüberschuß schafft dort ein osmotisches Gefälle und zieht Wasser in den
    Darm, das Durchfall bewirkt. Übermäßige Fütterung einiger Mineralstoffe, wie
    z.B. Kalium, kann ebenfalls ein osmotisches Gefälle schaffen und Durchfall auslösen.


Bewertung 2

    Der Kot „läuft" und bildet keinen Haufen. Er ähnelt dem Kot von Kühen auf frischen,
    saftigen Weiden. Er deutet auf eine faserarme Ration mit relativ hohem Anteil an
    abbaubarem Protein hin. Kühe können bei faserarmer Ration eine höhere
    Trockenmasseaufnahme und als Folge davon auch eine höhere Passagerate haben.
    Letztere erhöht den Durchfluß an Stärke und abbaubarem Protein aus dem Pansen
    in den hinteren Darmabschnitt, wo sie fermentiert werden können. Der Kot wird
    mehr Wasser enthalten, wenn im hinteren Darmabschnitt noch eine sehr starke
    Fermentation stattfindet. Das kann auch zu Verlusten an Stärke und Stickstoff über
    den Kot führen.


Bewertung 3

    Der Kot hat eine haferbreiähnliche Konsistenz und verursacht beim Fallen auf den
    Boden ein plumpsendes Geräusch. Eine andere Möglichkeit zur Schätzung der
    Bewertungsklasse 3 ist, mit der Schuh- oder Stiefelspitze durch den Kothaufen zu
    fahren und zu sehen, ob bis nach hinten Kot anhaftet. Wenn ja, ist das ein Zeichen
    einer ausgewogenen Eiweiß- und Wasserbilanz.


Bewertung 4

    Stufe 4 beinhaltet einen mäßig dicken Kot. Er ist trocken genug um nicht am Schuh zu
    kleben, fällt aber auch noch nicht auseinander. Er ähnelt dem Kot trockenstehen der
    Kühe und Färsen, die Rationen mit überwiegend Heu und kein oder nur wenig
    Mischfutter erhalten. Kühe, die faserreiche Rationen fressen, nehmen weniger Stärke
    auf und haben langsamere Pansenpassageraten. Das führt zu besserer Verdaulichkeit
    der Ration und senkt die Verluste an Stärke und anderem potentiell verdaulichem
    Material im hinteren Darm und im Kot.


Bewertung 5

    Feste Kotbälle. Das deutet auf Rationen aus Stroh oder extremen Wasserentzug, sofern
    es keine pathologischen Erscheinungen im Verdauungstrakt gibt.


Hinweise

    4 und 5 zeigen faserreiche Rationen an, verbunden mit längerer Verweildauer und
    langsamerer Passage. Das kann an zuwenig abbaubarem Protein oder löslichem Protein
    in der Ration liegen, wodurch die Faser zu schlecht verdaut wird.
    Alle laktierenden und trockenstehenden Kühe sowie Färsen sollten die Bewertungsstufe 3
    haben. Oft haben Trockensteher und Färsen etwa die 4, da sie mit schlechterem Futter
    gefüttert werden, wobei ihr Nährstoffbedarf nach den gegenwärtigen Empfehlungen
    wahrscheinlich nicht gedeckt wird.
    Kühe in der Frühlaktation sollten eine knappe 3 (Tendenz zur 2) haben, um den
    Nährstoffbedarf für die Peakleistung zu sichern.
    Trockensteher und Färsen sollten eine gute 3 haben, um den Nährstoffbedarf ohne
    Proteinüberversorgung zu gewährleisten.


Partikelgröße im Kot

    Große Partikel im Kot weisen auf wenig Wiederkauaktivität und/oder beschleunigte
    Passage der Ingesta durch die Vormägen hin.
    Getreidekörner im Kot hängen mit der Gabe großer Mengen an Getreide, geringer
    Wiederkauaktivität und/oder schneller Ingestapassage durch die Vormägen zusammen.
    Menge und Qualität der Körner sind zu überprüfen. Bei Mais sind die Schalen von den
    ganzen Körnern und Bruchstücken zu trennen. Bei Maissilage ist ebenfalls zu
    unterscheiden zwischen Körnern aus Silage und Körnermais um die Ursache des Problems
    zu finden. Größe und Härte der Maispartikel helfen bei der Differenzierung. Körner aus
    Maissilage sind gewöhnlich ganze Körner, die sich zwischen Daumen und Zeigefinger
    zerdrücken lassen. Geschrotete Körner werden im Kot leicht übersehen und erfordern
    eine intensivere Untersuchung.
    Grobfutterpartikel im Kot sollten <7mm lang sein (Kotprobe waschen und danach
    betrachten). Ein ungewöhnlich hoher Anteil großer Grobfutterpartikel im Kot deutet
    auf zu feines Häckseln und daraus resultierend auf eine erhöhte Ingestapassage hin.
    Sie kann fütterungsbedingt auch auf eine unvollständige Verdauung oder
    unzureichende Aufnahme an abbaubarem Protein (Voraussetzung für die Faser-
    verdauenden Pansenmikroben) zurückzuführen sein.
    Bei Körnern im Kot immer deren Bearbeitung, Teilchengröße und Feuchtegehalt
    betrachten.
    Sind sie in Ordnung, kann auch ein gestörtes Fütterungsverhalten und/oder eine Störung
    der Struktur des Panseninhalts („Mattenbildung") die Ursache sein.


Kotmenge

    Bei erwachsenen Rindern dauert die Ingestapassage durch den Verdauungstrakt 1,5 - 4
    Tage. Etwa alle ½ bis 2 Stunden wird Kot abgesetzt. Die Menge beläuft sich auf
    30 - 50 kg/Tag in 10 - 24 Portionen.


Kotfarbe

    Sie hängt vom Futter, der Konzentration an Galle und der Passagerate ab. Der Kot
    erwachsener Rinder ist bei frischem Grünfutter dunkel-olivgrün und bei Heu mehr
    braun-oliv. Große Getreidemengen liefern grau-oliven Kot. Eine langsame Passage
    bedingt eine dunklere Farbe und der Kot wird ballförmig, dunkelbraun und bekommt
    eine glänzende Oberfläche. Blutungen im Verdauungstrakt bedingen Kot, der in der
    Farbe von schokoladenbraun bis schwärzlich-teerig reicht. Blutungen im Labmagen
    und Dünndarm verursachen dunklen, teerartigen Kot. Blutungen im Rektum (Enddarm)
    bewirken i.a. eine auf verschiedene Stellen verteilte oder streifig verlaufende rotbraune
    Verfärbung des Kotes.


Kotgeruch

    Frischer Rinderkot riecht normalerweise nicht unangenehm. Unangenehmer Geruch kommt
    häufig von Fäulnisprozessen oder übermäßiger Stärkefermentation im Dickdarm. Bei
    Infektion mit Salmonellen kann der Kot auch stinkend sein.